Steinbergens Geschichte

Der Verkehrs & Verschönerungsverein verfasste 2007 die Geschichte Steinbergens in einer Beilage der Schaumburger Zeitung wie folgt zusammen.

Der Ort Steinbergen blickt nachweislich auf eine über 1100 Jahre alte Siedlungsgeschichte zurück. Glaubte Heinrich Hugo in seiner ausführlichen Dorfchronik aus dem Jahr 1964 noch:

"Die erste sichere Kunde vom Bestehen der "villa Stenburch", der Ortschaft Steinbergen, haben wir aus der Zeit des Edlen Mirabilis um 1160."

So konnte später durch den ortsansässigen Heimatforscher Professor Dr. Heinz-Erich Fauth nachgewiesen werden, dass Graf Uffo bereits vor dieser Zeit eine Burganlage in Steinbergen errichtete und die erste Kirche von Steinbergen um 896 nach Christi gegründet wurde.

Viele ausführliche Einzelheiten zur Siedlungs- und Ortsgeschichte sind auch aus in den 50er Jahren handschriftlich verfassten Aufzeichnungen des von 1922 bis 1949 in Steinbergen tätigen Lehrers Heinrich Heine nachzulesen, die im Jahr 2001 vom Verschönerungsverein Steinbergen nach Aufarbeitung von Ludwig Schröder herausgegeben wurden.

Der Name Steinbergen entwickelte sich im Laufe der Jahre von:

  • Stenbruch & Stenborg
  • Stenbroch, Stenberga & Steinberg
  • bis 1664: Steinbergen

Wann hier am Arensburger Pass tatsächlich die ersten Siedlungen entstanden sind, lässt sich nicht mehr genau nachvollziehen, da viele alte Urkunden den Kriegswirren zum Opfer fielen. Die ersten Aufzeichnungen entstammen der Feder des Pfarrers Ernst Nothold, der von 1599 bis 1658 Steinbergens Geistlicher war.

Im Jahre 1626 zogen die Truppen des bayerischen Generals Gronsfeld durch das Dorf und plünderten nach altem Kriegsbrauch, dabei ließen sie nicht einmal die Kirche unbehelligt, stahlen die Glocken und setzten den Kirchturm in Brand. Fast zwanzig Jahre blieb der Kirchturm eine Ruine. Erzählungen zufolge fand man die Glocken im Fuchsort unterhalb der Grafensteiner Höhe und brachte sie in die Kirche zurück, wo sie beim zweiten Einfall der Gronsfeld Truppen wieder entwendet wurden und danach auch nicht mehr auftauchten.

1633 wurde auch die hiesige Gegend zum Kriegsschauplatz. Zwischen den Kaiserlichen Truppen und den Schweden trug sich bei Hessisch Oldendorf die Entscheidungsschlacht zu, die so genannte „Schwedenschanze“, östlich von Steinbergen, erinnert an dieses Ereignis.

Danach brachen langsam bessere Zeiten an, indem 1634 auf Anordnung des Konsistoriums in Bückeburg eine Schule in Steinbergen eingerichtet wurde.

Im Verlaufe des 11. April 1945 besetzten die amerikanischen Truppen nach vier Tage andauernden schweren Kämpfen das Dorf. In der Nacht zuvor erlebten die Steinberger die schwersten Luftangriffe Krieges mit allein 18 Einschlägen auf dem Schulhof, während der Luftschutzkeller von bis zu 200 Personen genutzt wurde.

Nachdem die Schule von den Engländern beschlagnahmt und zur Fernsprechzentrale umfunktioniert wurde, dauerte es bis Mai 1947, dass in ihr wieder gelehrt und gelernt werden konnte.

Nach dem Abriss der alten Bruchsteinkirche wurde im Jahre 1890 die St.-Agnes-Kirche mit über siebenhundertsechzigtausend Backsteinen erbaut, was sich, durch alte Rechnungen belegen lässt.

Viele alte villenähnliche Pensionshäuser erzählen von der Zeit, als Steinbergen noch „Luftkurort“ war und im Jahre 1936 noch zigtausend Übernachtungsgäste beherbergte.

Die Gäste reisten zum großen Teil mit der Bahn an, die zwischen Rinteln und Stadthagen pendelte und heute noch als Museumsbahn mit Dampflok an einigen Tagen im Jahr die Strecke befährt. Sie hält an der Stelle, wo früher ein Verkehrsbüro die Reisenden aus ganz Deutschland empfing.

Das Dorf war bis etwa 1963 Luftkurort „Sommerfrische“. Durch zunehmende Konkurrenz auf dem Touristikmarkt verlor Steinbergen als Luftkurort immer mehr an Bedeutung. Steinbergen als Urlaubsziel war nicht mehr gefragt die Pensionen wurden geschlossen und zum Teil in Pflegeheime umgewandelt. Viele kleine Privatpensionen hatten keinen Zuspruch mehr und gaben auf. Heute kann man die damalige Funktion der ehemaligen Häuser wie Villa Schütte, Haus Waldfrieden, Haus Sonneck und andere nur noch auf den zahlreichen Ansichtskarten ahnen, die aus Steinbergen verschickt wurden.

Die derzeitige Bedeutung Steinbergens wird auch durch die Zeilen des damals in Steinbergen ansässigen Heimatdichters Hermann Schütte deutlich:

Wo schattige Wege umd liebliche Höh'n, rings Berge, wohin man auch schaut, wo die Abendwinde so linde weh'n, wo alles so heimisch und traut, da liegt ein Dörfchen gar friedlich und traut, umschlossen ringsum von Bergen, kein' schöneren Ort hab ich je geschaut, als die Sommerfrische Steinbergen!

[Bild einfügen] Das Café Beckmann an der Hamelner Straße war in der Luftkurortzeit ein wichtiger Treffpunkt für Kurgäste und Kaffeetrinker.

Wie Heinrich Heine es in seiner Chronik voraussagte – es hat sich vieles geändert.

Das neue Jahrtausend hat dem Ort ein neues Wahrzeichen beschert: Auf dem Messingberg steht der „Jahrtausendblick“, im Jahre 2000 von den Schaumburger Steinbrüchen als EXPO-Projekt erbaut. Viele Besucher haben bereits in den vergangenen Jahren auf der großen Plattform gestanden und auf Steinbergen geschaut. Ob sie wohl geahnt haben, was sich in dem Ort zu ihren Füßen im Laufe der Zeit alles abgespielt hat?

Politisch gehört Steinbergen schon lange nicht mehr zu Schaumburg, sondern zum neu gebildeten Landkreis Schaumburg. Im Rahmen der damaligen Gebietsreform verlor der Ort seine Selbständigkeit und ist seitdem ein Ortsteil der Stadt Rinteln.

Viele Zugezogene haben weitere Wohnviertel entstehen, den Ort damit auf über 2100 Einwohner anwachsen lassen und neue Namen in den Ort gebracht.

Von den vielen Gaststätten sind nur noch zwei übriggeblieben [Stand 2007]. Wer erinnert sich nicht an die Charly Bar, an Café Baumgart oder an das Bauernstübchen, an Namen wie Fritz Hierse, den langjährigen Bürgermeister Heinrich Prasuhn oder an …? Selbst der renommierte und geschichtsträchtige Prinzenhof existiert nachdem Tode von Hanna Wegener nicht mehr als Gaststätte.

Die Schule - viele Jahrzehnte Volksschule für alle Klassen- ist nur noch eine Grundschule, die aufgrund der Tatsache, dass sich kein Schulleiter gefunden hat, verwaltungsmäßig Deckbergen zugeordnet wurde. Die vielen landwirtschaftlichen Betriebe, die Steinbergen hatte, sind verschwunden.

Aber vieles im Ort hat sich natürlich auch verbessert:

Im Rahmen der Dorferneuerung ausgebaute Straßen, Spielplätze, ein Kindergarten, Wäschereibetrieb, Schlosserei, Autowerkstatt, Kino, Friseur, Hallenbad, Wäscherei, Ärzte, Apotheke, Lebensmittelgeschäft, Schlachter, Bäcker, zwei Geldinstitute u.s.w. – alle diese Angebote machen das Leben in Steinbergen lebenswert und attraktiv und machen den Ort infrastrukturell zu dem am besten ausgestatteten Rintelner Ortsteil.

Die örtlichen Vereine, die früher regelmäßig Dorffeste wie Erntefest, Feuerwehrfest und Schützenfest veranstaltet haben, arbeiten heute wie früher zusammen und versuchen durch eine gemeinsam ausgerichtete Feier mit umfangreichem, buntem Programm am Sonnabend, 15. September, im Dorfmittelpunkt am Backhaus des Verkehrs- und Verschönerungsvereins das gemeinschaftliche Dorfleben anlässlich des 1111-jährigen Bestehens zu pflegen.

Quellenangabe

Verkehrs & Verschönerungsverein / In: Verlagsbeilage Schaumburger Zeitung 1111 Jahre Steinbergen. 2007

Heinz Hugo / In: Geschichte von Steinbergen. Rinteln 1967, Verlag C. Bösendahl

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